Es hat sich bei meinem Spaziergang mal wieder gezeigt, dass man „Aufträge“ mit einer Kamera durchführen sollte, mit der man sich auskennt und die Technik im Griff hat und nicht umgekehrt. In meinem Fall war es leider die Technik, die die Herrschaft über mich genommen hat 😉 Aber eins nach dem anderen.
Mein Fraktionsvorsitzender hatte mich vor ein paar Tage gefragt, ob ich für eine Parteizeitung, wo er einen Bericht schreiben sollte, mit ein paar Bilder beitragen könne. Sowas mache ich ja immer gerne. Der einzige Haken war, der Anruf war Donnerstag nachmittag und die Bilder sollten heute (Sonntag) fertig sein. Also bin ich dann gestern nachmittag los, bei kalten und sonnig bewölkten Himmel. Gute Voraussetzungen für ein paar schöne Bilder.
Ich hatte die Wahl zwischen der Leica M und der Fuji X-Pro 2 und ich Dussel hab mich für die Fuji entschieden. Wobei die Fuji nichts dafür kann. Ich trage ja die Kameras gerne mit einem Diagonalgurt von Peak Design. Den Gurt kann man an den Aufnahmen für den Original Nackenstrappen, Kameraplatte oder eine Kombination aus beidem und ich hatte ihn erst wie bei der Leica mit der Version 1 befestigt, was mir fast den Auftrag verhagelt hat:
Die Fuji hat ja hinten so einige Einstellknöpfe und -Räder, die man bei der Tragweise leicht verstellen oder betätigen kann, was auch passiert ist. Gleich als erstes stand die Kamera auf einmal auf „Lochkamera“ in dem erweiterten Modus für diese verspielten Filter und ich habe nicht den Punkt gefunden, das abzustellen. Auch wenn das sicher ein interessanter Filter ist, hätte den mein „Chef“ wohl nicht so toll gefunden. Leider ist die Fuji dann automatisch auf JPEG und kann dann nicht parallel RAW und JPEG, was ich eigentlich eingestellt habe. Gott sei Dank hatte ich das Handbuch in Evernote auf meinem iPhone, sodass ich den Filter ausschalten konnte. Nur war dann der RAW-Modus immer noch aus und ich hatte da nicht drauf geachtet. Daher, sind alle Bilder die Bilder, wie sie Fuji erschaffen hat, nur manchmal noch versucht etwas aus den Tiefen zu holen. Nur hat das nicht viel gebracht und mehr „Dramatik“ im Himmel geht leider gar nicht. Hier zeigte sich mal wieder die riesen Vorteile von RAW.
Nachdem ich später der Fokuspunkt immer verstellt war, habe ich den Gurt an der Kameraplatte einseitig befestig und die andere Seite an der Kameragurtaufnahme gelassen. So hängt sie nun perfekt, gut griffbereit und die Tasten werden nicht mehr ausversehen betätigt.
So nun aber zum richtigen Bericht. Die Fuji liegt sehr gut in meiner Hand, vorn hat sie eine leichte Griffmulde und hinten eine kleine Daumenaufnahme. Von dort kann man gut (fast) alle Tasten gut und auch mittlerweile blind erreichen. Nur die Taste für die Umstellung vom Display auf den Monitor ist etwas weit weg, aber die betätige ich eher selten.
Die Menüführung sehr gut, vor allem wenn man von Olympus kommt, ist man froh, dass man sich seine Kamera auch in relativ kurze Zeit einstellen kann. Denn die heutigen vor allem spiegellosen Systemkameras sind ja recht verspielt was die Möglichkeiten der individuellen Einstellmöglichkeiten angeht. Nur dass die erweiterten Filter unter dem Punkt für „Drive“ sind verstehe ich irgendwie nicht. Was hat das mit Serienbilder, Belichtungsreihe und Mehrfachblichtung zu tun?
Dass man auch übersichtliche Menüs „bauen“, beweist Leica mit der 2 Minuten Konfiguration. Aber hier werde ich zum späteren Zeitpunkt mal einen „Vergleichstest“ schreiben.
Wie auch die Fuji X-Pro 1 hat sie auch wieder diesen Hybridsucher, wo ich entweder das optische Bild, wie bei einer Messsucherkamera mit entsprechenden Rahmen der verwendeten Brennweite oder einen elektronischen Sucher habe. Das hat seinen Charm, wobei ich gestern nur den elektronischen verwendet hab. Denn das optische Bild hat einen Nachteil der verschobenen Parallaxe, vor allem im Nahbereich. Denn wenn man im Nahbereich auf einen Punkt per AF scharfstellt, dann verschiebt sich der Rahmen entsprechend der Parallaxe, aber leider auch der Fokuspunkt. D.h. es ist nicht das scharf, was ich eigentlich sollte. Man kann sich aber auch auch den Fokuspunkt für die Naheinstellgrenze einblenden lassen und irgendwo dazwischen stellt sie dann scharf. Dass hatte mich bei der 1er schon tiersich genervt. Aber die 2er hat noch was guten eingebaut, man kann sich im optischen Sucher unten rechts das Bild des Fokuspunktes einblenden lassen. Klasse hier wird auch Peaking bei manuellem Fokus angezeigt. Wohl gemerkt der Rest des Bildes ist das Optische! Auch kann man sich im optischen Sucher ein elektronisches Schnittbild für manuellen Fokus entweder schwarz-weiß oder in Farbe einblenden lassen. Das irritiert mich aber zu sehr. Alles in allem ein tolle Lösung. Aber auch der elektronische Sucher ist ein Genuss. Ich musst mir ihn aber etwas wärmer einstellen, da er mir zu kühl erschien.
Aber warum überhaupt diese Lösung, wenn eigentlich der elektronische Sucher alles fehlerfreier hinbekommt, als der optische? Ich sehe bei dem elektronischen doch auch noch der Ergebnis vor dem Auslösen. Nunja, manchmal ist der optische Sucher angenehmer für die Augen und dem Fall der Fuji sehe ich auch noch das Umfeld außerhalb des Rahmens des verwendeten Objektives, wie bei einer richtigen Messsucherkamera. Im übrigen unterstützt der Sucher bis 140mm Brennweite!
Leider hat Fuji versäumt ein Klappdisplay zu verbauen. Ein großer Kritikpunkt, den vor allem die Streetfotografen zu recht reklamieren. Vor allem soll die Fuji ja auch gerade für die sein. Aber was solls, Olympus bring die Pen F auf dem Markt bewirbt diese als Streetkamera und verbaut ein Schwenkdisplay, wie das der E-M5 MKII! Auch ziemlich bekloppt, mal eben schnell aus Bauchhöhe fotografieren ist nicht, denn man schwenkt nicht aus. Allerdings muss ich sagen, dass auch das Display erkennt, wenn man es nicht auf Augenhöhe hat.
Was ist mir noch so in Bedienung aufgefallen? Fuji hat extra für die Verschiebung des Fokuspunktes einen Joystick verbaut, der auch noch optimal liegt. Klasse Lösung, vor allem weil die Fuji auch so viele hat. Sonst setzt Fuji immer noch auf die Möglichkeiten, dass man die wichtigsten Parameter direkt einstellen kann. Die Blende wird direkt am Objektiv eingestellt und für die Belichtungszeit ist oben ein Rad, welche auf „A“ blockiert ist, aber sonst gut mit dem Zeigefinger verstellt werden kann. Da man hier nur in ganzen Stufen verstellen kann, kann man für die Drittelstufen das vordere Einstellrad verwenden. Apropos „A“, wenn ich die Blende und die Zeit auf „A“ stehen habe, dann habe ich die Programmautomatik aktiviert. Klasse Lösung, die ich sonst nur bei Leica gesehen habe. Die ISO kann ich auch über das Zeitenrad indem ich das hochziehe einstellen. Mit etwas Übung geht das auch ohne die Kamera vom Auge zu nehmen. Wobei ich die die Fuji eh AV Modus und ISO-Automatik verwende und mit dem Korrekturrad arbeite. Ich habe auch drei ISO-Automatik-Möglichkeiten, die ich mir individuell einstellen kann. Finde ich auch Klasse.
Was ich auch sehr gut finde, ist das Quickmenü, wo ich mir die wichtigsten Einstellungen reinpacken kann und auch hat die X-Pro 2 „Mein Menü“ wo ich mir die Zweitwichtigsten Menüpunkte reinlegen kann und beim Betätigen der Menütaste, bin ich erstmal da drin. Das fand ich bei Nikon auch schon immer Klasse.
Insgesamt hätte ich mir aber auch gewünscht, dass man sich eine Erklärung der einzelnen Menüpunkte einblenden lassen kann, denn manchmal erschliessen sich die Abkürzungen nicht automatisch. Das kann Olympus und Nikon ganz gut.
Die X-Pro 2 hat jetzt auch zwei SD-Karten-Slots, was viele freut. Mir ist das nicht so wichtig.
An dem Autofokus hat Fuji auch richtig gearbeitet, er ist war noch nicht da, wo Olympus ist, aber für mich völlig ausreichend und kein Vergleich mehr zur X-Pro 1 und der X-T1 (vor dem Firmwareupdate). Allerdings kann ich noch nichts dazu sagen, wenn das Licht nicht so optimal ist. Mal gucken, wie sie sich so bei Veranstaltungen schlägt. Übrigens für die Freunde des „Backbotton-Fokus“ hat Fuji auch eine gute Lösung. Man stellt vorn an dem Rad auch manuell, sodass der Auslöser den AF nicht mehr betätigt, allerdings die AF-L-Taste. Wobei ich mir den AF-L auf die AE-L Taste gelegt haben, weil besser erreichbar. Wenn jemand anderes mal ein Foto machen soll, einfach vorn wieder auf AF und gut. Nichts mit Menü usw. Einfach und effektvoll.
Auf die Bildqualität gehe ich nicht so groß ein, denn in der heutigen Zeit gibt´s keine, vor allem im Premiumpressegment, Kamera, die eine schlechte Bildqualität bietet. Kann sich keiner mehr erlauben. Man sagt sogar, dass die Bilder sich vor Bilder einer 35mm Kamera nicht verstecken brauchen und sogar wohl besser sein soll. OK das Fass will ich gar nicht erst aufmachen.
Leider unterstützt Capture One noch nicht vollumfänglich die X-Pro 2, sodass ich derzeit nicht mit komprimierten RAWs arbeiten kann und auch die Regler der Objektivkorrekturen sind ausgegraut. Hier hat mir aber der Support von Phase One die 9.1.2 in Aussicht gestellt, wo dann die X-Pro 2 komplett unterstützt wird. Ich hoffe die Version kommt bald. Denn leider gehört das 35mm f/2 zu den elektronisch korrigierten Linsen, was sich leider bei Linien stark bemerkbar macht.
Hier mal ein Vergleich:
Man könnte sich zwar über den Umweg der DNG-Umwandlung helfen, nur sind dann die Farben ein Brechmittel. Also harren wir die Dinge die da kommen. Und wenn ich dann meinen Workflow gefunden habe, werde ich auch etwas mehr zur Bildqualität sagen können. Vor allem auch im Hi-ISO-Bereich. Hier arbeitet die Fuji jetzt auch im erweiterten Bereich mit RAWs, was die anderen nicht machen. Hier kann ich nur im „nativen“ ISO-Bereich mit RAW arbeiten. Habe ich auch irgendwie nicht verstanden.
Was ich bei Fuji klasse finde, dass man auch die JPEGs ohne großartige Bearbeitung schon gut verwenden kann. Man kann sich dann auch schon einen typisch Fuji-Filmlook einstellen. Entweder bunt, neutral und schwarz-weiß in verschiedenen Ausprägungen.
Uff ganz schön lang geworden und daher jetzt das Fazit:
Mit der X-Pro 2 hat Fuji eine m.E.n. zurecht als Profikamera beworbene Kamera auf dem Markt geworfen. Sie hat ein tolle Design und eine sehr gute Bedienung. Sie wirft kaum Fragen auf.
Am Autofokus hat Fuji richtig gut gearbeitet. Sie ist zwar nicht Spitzenreiter, aber schon recht weit vorn dabei.
Sie ist sehr schnell betriebsbereit und mit 8Bilder/s gibt sie richtige Gas.
Video kann sie auch, aber kein 4K, was der Prozessor wohl leisten könnte, aber sie soll eher die Fotografen, als die Videografen ansprechen. Naja, Fuji war nie bei den Digitalen für Video bekannt. Wem das wichtig ist bei Panasonic, Sony und mittlerweile auch bei Olympus besser aufgehoben. Mir geht das am Ar… vorbei. Ich habe mir sogar die Videotaste umprogrammiert.
Also alles in allem ist die X-Pro 2 eine tolle Kamera mit Charakter, wobei Fuji das gut hinbekommen hat, dass man den Charakter nicht zu sehr als Ausrede für grobe Schwächen vorschieben muss, denn grobe Schwächen leistet sie sich überhaupt nicht.
Hi Mark (junger Df Freund) ein feiner Bericht über eines meiner Wunschobjekte. Wenn ich nicht schon die X-E2 hätte. Oder gerade deshalb ?
Mit freundlichen Grüßen
Jens
Hallo Jens,
Du weißt doch, „Haben ist besser als Brauchen“ 😉
Die X-Pro 2 ist doch die ideale Ergänzung zur X-E2.
Liebe Grüße Mark
Hi Mark,
Wenn nicht schon so viel da wäre.
Der Unterschied in dieser Spielzeugklasse ist zu gering.
Ich lese gerne Dine Meinungen dazu.
Mit freundlichen Grüßen
Jens
Ich selber habe reduziert und auch die Wechselintervalle sind deutlich länger. Und mal gucken, vielleicht werden die X-Pro 2, X70 und die Leica ja auch „alt“ bei mir.