Nachdem ich mir doch eine Leica T gegönnt habe, bin ich heute mal mit ihr unterwegs gewesen. Vorab will ich aber nicht versäumen zu sagen, dass ich mich an die Regel, dass man Mittags nicht fotografieren sollte, nicht gehalten habe. Der Grund war u.a. dass ich ein krasse Schwarz-Weißumwandlung im Hinterkopf hatte. Ihr könnt ja mal Eure Meinung dazu sagen.
Wie sind meine Erfahrungen mit der T? Nunja erstmal will ich etwas meine Enttäuschung über das 18-56mm Objektiv Luft lassen. Nene, nicht weil es mit f/3.5-5.6 recht lichtschwach ist, das wusste ich ja vorher, sondern weil es in der 18mm Stellung ganz gewaltig tonnenförmig verzeichnet. Das hätte ich von einem Objektiv, was regulär 1.500€ kostet und vor allem nicht von Leica gedacht. Ich weiß zwar, dass auch Leica mittlerweile Korrekturen kameraseitig vornimmt, allerdings nur in Bezug auf z.B. Moiré oder bei der Leica M bei extremen Weitwinkelobjektiven, um die lila Ecken in den Griff zu bekommen.
Das erste Bild habe ich mit Capture One entwickelt. C1 kann komischer Weise keine (auch nicht manuell) Objektivkorrekturen bei der Leica. Das zweite Bild ist mit Lightroom entwickelt, ohne dass ich die Korrektur explizit eingeschaltet habe. Man sieht hier eben die Zusammenarbeit von Adobe und Leica.
Krass gell?
Nun aber weiter:
Die Kamera ist ja aus einem Block Aluminium gefräst, poliert und in meinem Fall schwarz. Auch wenn es ein Designbruch ist, habe ich sie mit dem Aufstecksucher. Obwohl ich sagen muss, dass das rückwärtige Display auch bei Sonnenschein gut zu betrachten und zu beurteilen ist. Das habe ich bisher noch bei keiner anderen Kamera gesehen. Den Sucher hätte ich eigentlich heute nicht benötigt. Die Sonne was ziemlich fies. Aber der Sucher hat noch einen Grund, er hat GPS an Bord und das ist Klasse. Ok in der Kamera wäre besser, das ist aber eben dem Design geschuldet, Metall und GPS-Antenne passen nicht. Vor allem, weil diese auch eher oben sein sollte. Seitlich hinter dem Kunststoffdeckel ist die Wifi-Antenne. Im Übrigen das einzige Kunststoffteil. Selbst die Blitzschuhabdeckung ist bei der Leica aus Alu.
Entgegen einigen Testberichten einiger Zeitschriften, liegt die Leica T sehr gut in meiner Hand. Der Griff ist wohlgeformt, sodass meine rechte Hand diesen gut umschließt. Hier sollten die Tester vielleicht mal darauf hinweisen, dass es unterschiedliche Hände gibt. Meine sind recht klein und daher passt es bei mir. Bei jemand anderem mag es anders sein muss aber nicht. Sie liegt mir besser in der Hand, als die Nikon Df. Liegt aber auch mit am Gewicht.
Das Aluminium hat aber bei dieser Witterung ein entscheidenen Nachteil. Es ist saukalt. Hier hoffe ich, dass man bei deutlichen Minustemperaturen mit eine Triefnase nicht am Gehäuse kleben bleibt 😉 . Ich gehe aber davon aus, dass man die Leica auch gut mit Handschuhen bedienen lässt, solange sie nicht zu dick sind und sie kapazitive Touchscreens unterstützen. Die beiden Rädchen auf der Rückseite könnten etwas weiter überstehen, damit man sie auch mit dickeren Handschuhen bedienen kann. Ich hatte keine dabei, daher kann ich nur mutmaßen.
Als ein „Kind“ der Smartphonegeneration komme ich sehr gut mit der Bedienung der Leica T klar. Der Touch ist sehr gut zu händeln. Ich habe mir mein Menü innerhalb kurzer Zeit zusammengebaut. Hier sind dann die wichtigsten Dinge hinterlegt. In der Praxis musste ich am Meisten mit der AF-Auswahl hantieren, da man ja keine Möglichkeit hat, den Fokuspunkt, wie bei z.B. Nikon mit einem Steuerkreuz zu verschieben, habe ich zwischendurch auf Finger-AF umgestellt. Das funktioniert sehr gut. Man kann es auch so einstellen, dass die bei Tippen auslöst, was ich allerdings nicht probiert habe. Bei dem Lampenputzer musste ich aber auf Spot-AF umschalten, weil sonst der Fokus auf dem Feld lag. Wenn ich das Motiv in die Mitte des AF-Punktes nehme, dann sollte auch der Normale richtig fokussieren und ich hoffe, dass Leica da ein Firmware-Update nachschiebt. Die Geschwindigkeit haben sie ja schon gegenüber der Erstauslieferung verbessert. Bei meiner heutigen Art zu fotografieren, kann ich sagen, dass der Autofokus flott und sicher gearbeitet hat. Gefühlt würde ich sagen, dass er bei bewegten Motiven nicht so flott und sicher arbeitet, wie z.B. eine Olympus, aber besser als eine X1 bzw. X2. Gesichts-AF konnte ich nicht probieren.
Beim manuellen Fokussieren, wird das Bild vergrößert. Hier kann man sich aussuchen x3 oder x6. Fokuspeaking habe ich nicht vermisst, da der Bildschirm und auch der Sucher eine gute Auflösung zur Beurteilung aufweisen. Ich würde mir aber ein Splitscreen alá Fuji wünschen, wo links das komplette Bild angezeigt wird und rechts der vergrößerte Teil.
Die Belichtung ist m.E.n. über jeden Zweifel erhaben. Ich habe mit Blendenpriorität und ISO-Automatik gearbeitet und ich musste nur ganz selten mir der Korrektur arbeiten, die ich mir auf das linke der beiden Räder gelegt habe. Hier würde ich mir im übrigen wünschen, dass man die Drehrichtung der Räder ändern kann, denn sie machen es genau andersherum, wie meine Nikons. Sollte ich die Nikons ändern? Naja mal gucken. Was mir nicht so gut gefällt, die Belichtung wird nicht so angezeigt, wie bei anderen Spiegellosen. Bei der Leica muss man sich eher an das Histogramm halten und nicht so an das angezeigt Bild und bei manueller Einstellung an die Belichtungswaage. Ist für mich aber kein Problem. Was doof ist, wenn ich das Histogramm eingeblendet habe, dann sind die Gitterlinien ausgeblendet und umgekehrt. Beides wäre schön und sicher per Firmwareupdate änderbar. Hier bin ich allerdings nicht so optimistisch, dass das Leica ändert.
Im Netz liest man immer wieder, dass der 16MP-Sensor veraltet sei und ja schon bei der Nex 5 eingesetzt wurde. Ob das so ist, kann ich nicht beurteilen, allerdings ist der Sensor das Eine, aber die Bildverarbeitung dahinter und die Objektive das Andere. Nun gehöre ich nicht zu den Pixelpeepern, aber die Ergebnisse sprechen für sich. Bis auf ein paar Ausnahmen brauchte ich nicht nachschärfen. Das untere Bild ist bei Offenblende und 55mm aufgenommen. Ok, ich habe hier ziemlich an den Kontrasten und an der Klarheit gedreht, aber man kann schon sehen, dass es gleichmäßig scharf ist.
Die ISO-Automatik habe ich im übrigen bei 6400 begrenz, da Lightroom & Co. gut mit der Rauschreduzierung das Bild wieder gut hinbekommt, ohne dass großartig Details verloren gehen. Das können sicher andere Kameras besser, aber ich finde nicht so schlecht, wie man es manchmal so im Netz liest. Wobei ich sie noch nicht richtig bei Dunkelheit testen konnte.
Was ist mir sonst noch aufgefallen? Die Startzeit ist etwas lang und das GPS-Modul benötigt etwas lange bei ersten Start. Wenn die Kamera aufwacht, dann sollte man einen kleinen Moment warten, wenn man GBS-Daten im Bild haben möchte. Es wird einem auf dem Monitor oder im Sucher aber auch angezeigt, ob Verbindung da ist oder nicht.
Wenn man die Leica aus dem Ruhemodus holt, könnte das auch etwas flotter gehen. Man braucht aber nicht auf die Idee zu kommen, die Zeit damit zu überbrücken, dass man sie schon ans Auge nimmt, sofern der Sucher drauf ist. Dieser bleibt dunkel. Erst muss der Monitor aktiv sein, dass der Sensor das merkt. Das finde ich auch irgendwie doof.
Mein Fazit:
Ich freue mich, dass ich das Angebot angenommen habe. Achja, das habe ich ja noch gar nicht erwähnt. Ich habe sie gebraucht von einem Fotohändler erworben. Mein Vorgänger – ein etwas älterer Herr – kam mit der Touchbedienung nicht zurecht und hat sie gegen eine Leica X Vario eingetauscht. Und damit wären wir auch beim Thema. Man muss sich auf die andere Art der Bedienung einlassen. Ein klassischer Leica Fotograf findet es vielleicht nicht so gut. Das ist aber m.E.n. ein Kopfthema. Denn insgesamt ist die T sehr übersichtlich, wie man es auch sonst von Leica gewohnt ist, nur eben mit einer anderen Bedienung. Ich persönlich kam ja bei meiner ersten Begegnung schon gut damit klar und bin für sowas auch immer offen.
Wie gesagt, bis auf ein paar Kleinigkeiten, bin ich mit ihr sehr zufrieden und freue mich schon auf meinen nächsten Ausflug.
Hier noch ein Impressionen: